Aljo Beran

Blog gewidmet dem Werk des akademischen Malers Aljo Beran

Aljo Beran

* 15. April 1907 - Krakau                 +22. Oktober 1990 - Olmütz

Aljo Beran wurde in Krakau in der Familie eines Offiziers geboren, der Erbauer militärischer Anlagen war. Nachdem er das Abitur am Olmützer Realgymnasium ablegte, studierte er Architektur in Brünn. Seine Ausbildung ergänzte er an der Akademie für Kunst, Architektur und Design und an der Philosophischen Fakultät in Prag. Nach dem Studium uterrichtete er an mährischen Gymnasien. Zusammen mit Professor J. L. Fischer gründete er im Jahr 1946 die Palacky-Universität (UP) in Olmütz, wo er am Lehrstuhl für bildende Theorie und Erziehung als Lehrstuhlleiter viele Jahre tätig war. Er ist Schöpfer des bis heute verwendeten Universitätslogos und des Porträts des ersten Rektors der UP und war Mitglied mehrerer Kunstverbände wie zum Beispiel der Gruppe Bildender Künstler in Brünn, der Vereinigung Mährisch-schlesischen Bildender Künstler, der Gruppe Olmützer Bildender Künstler, derer Vorsitzender er 1937-1947 war. Vom Jahr 1977 an bis zu seinem Tod war er Ehrenvorsitzender des Vereines der Freunde Bildender Künste in Olmütz. Er arbeitete zusammen mit seinem Bruder Čeněk Beran, der Verleger war und für seine Widerstandstätigkeit während des Protektorats hingerichtet wurde. Er gestaltete bildkünstlerisch Bücher von Autoren wie Jaroslav Koudelák, František Nechvátal, Otto F. Babler, Petr Bezruč, František Kožík und weiteren, die im Verlag seines Bruders herausgegeben wurden. 

Aljo Beran ist Urheber der ersten Briefmarke, die nach dem Krieg in Olmütz herausgebracht wurde. Seine künstlerische und pädagogische Tätigkeit wurde mit vielen Auszeichnungen anerkannt, wie zum Beispiel mit mehreren Medaillen der Palacky-Universität und 1968 mit dem Preis der Stadt Olmütz für den Zyklus Monumentalgemälde "Aus meinem Leben", zusammen mit weiteren Laureaten wie dem ersten UP-Rektor J. L. Fišer, Schriftsteller O. F. Babler und dem Autorenkollektiv der Mitarbeiter des Lehrstuhls für Geschichte an der UP. Seine Werke befinden sich in nationalen und ausländischen Galerien und in Privatsammlungen. Im Laufe seines Lebens veranstaltete er über 30 Einzel- und 250 Gruppenausstellungen. Nach seinem Tod wurden über 20 Einzelausstellungen organisiert. Im Jahr 1990 schenkte er der Stadt Olmütz eine die Olmützer Wahrzeichen darstellende Serie von Großgemälden. 

Möchten wir die Persönlichkeit und Werke Aljo Berans beschreiben, könnten wir folgende Worte wählen:Es war die »Geschichte eines voll erlebten menschlichen und künstlerischen Lebens«. Eine Eigenschaft charakterisierte ihn, und zwar hätte er sich nie damit abgefunden, irgendwo zu versagen. Sowohl hinsichtlich seines Schaffens als auch im Rahmen seiner pädagogischen und organisatorischen Verpflichtungen. Für ihn war es unannehmbar, sich hinter die Rolle des Künstlers im Sinne des L´art pour l´art - Kunst für Kunst - zu verstecken. Er musste die gesellschaftliche Reaktion seines Schaffens zu fühlen, allerdings ohne sich dem abgesunkenen Geschmack einzuschmeicheln.

Nach dem Studium in Prag begann er auf regionaler Basis zu arbeiten, wo in den 30-er Jahren des 20. Jahrhunderts immer noch ein starker Konservatismus herrschte. Er trat gegen diesen Konservatismus sehr entschieden auf und war sich lebenslang gerade des Potentials der Region als eines einmaligen und spezifischen Kulturzentrums bewusst. Er stellte sich also seinem geliebten Mittelmähren und vor allem Olmütz in Dienst. Es ist nicht nur ein künstlerischer Dienst im Sinne seines eigenes Schaffens, sondern auch aus organisatorischer und pädagogischer Sicht. Zehn Jahre lang (1937 bis 1947) leitete er die Gruppe der Olmützer Bildenden Künstler, war Mitbegründer der erneuerten Olmützer Universität, die er im Jahr 1947 mit der gesamten Grafik ausstattete. 

Als die grafische Gestaltung der Universität von Olmütz vor Kurzem geändert werden sollte und im Ausschreibungsverfahren ein neuer Vorschlag gewann, geschah etwas Außergewöhnliches. Die akademische Gemeinschaft, vor allem aber die Studenten, stellten sich gegen den neuen Vorschlag und entschieden sich für die Wiederkehr zur ursprünglichen Grafik Aljo Berans. Er würde sich sicherlich freuen, dass seine künstlerische Vorstellung, seine Auffassung der Universitätssymbolik immer noch lebendig ist, auch nach beinahe 70 Jahren.

Die bildkünstlerische Wahrnehmung Aljo Berans beruht auf mehreren Quellen. Einerseits kämpfte in dieser Wahrnehmung die auch durch das Studium an der Brünner Architekturschule unterstützte Achtung vor visueller Darstellung mit freier Imagination sowie einer Symbolik, die in den 60-er Jahren bis hin zur Abstraktion gebracht wurde. Thematisch bewegte er sich in mehreren Sujetkreisen, die sich im Laufe der über sechzig Jahren lang andauernden künstlerischen Tätigkeit und auch Ausstellungsaktivitäten parallel entwickelten.

Zu seiner lebenslangen Liebe wurde Olmütz, in den verschiedensten Erscheinungsformen. Er war sich der Einmaligkeit dieser Stadt bewusst. Als er einst aus Florenz zurück kehrte, behauptete er staunend: »Erst dort stellte ich plötzlich fest, wie schön die Olmütz ist«.

Er musste erst die verschiedenen Meere sehen, um festzustellen, dass die Gegend um Olmütz die für ihn wahre ist. Es war interessant, wie er, als renommierter Schöpfer, Hochschullehrer, stets neugierig war, nicht nur hinsichtlich immer neuer Generationen von Künstlern, sondern auch hinsichtlich des geistlichen, aktuellen Geschehens seiner Zeit.

Dies ist wahrscheinlich das Wichtigste, das, verhüllt in seinen Werken, die im Lande und im Ausland sich verstreut in verschiedenen Sammlungen befinden, immer lebendig ist und das auch seine Studenten in Erinnerung haben. Es ist eine beständige Neugierde, die jedoch nicht dem Selbstzweck dient, sondern auch das oft zu gering geschätzte Verantwortungsbewusstsein in sich trägt. 


BEISPIELE AUS DEM WERK   

Aljo Beran und Olmütz

Olmütz war für Aljo Beran eine lebenslange Inspiration; das Thema der hannakischen Hauptstadt verlor für ihn nie an Reiz und bot ihm die Möglichkeit, stets neue Ansichten und Ecken zu suchen sowie weitere künstlerische Herangehensweisen zu untersuchen. Aljo Beran bereiste viele Länder, sodass er Vergleiche ziehen konnte, und Olmütz ging aus diesem Vergleich stets als eine völlig einmalige und eigenartige Stadt hervor. Sein ganzes Leben nahm er an den Kulturalaktivitäten der Stadt teil und trat gegen Baueingriffe auf, die den Charakter der Stadt unsensibel zerstören könnten. Im Jahr 1937 gründete er zusammen mit weiteren Künstlern die Gruppe Olmützer Bildender Künstler und seit 1977 war er Ehrenvorsitzender des Vereins der Freunde der Bildender Kunst in Olmütz. Bedeutend war auch seine pädagogische Tätigkeit. Von 1947 bis 1972 wirkte er am Lehrstuhl für Bildende Theorie und Erziehung der Philosophischen Fakultät der UP, wo er 1955 zum Dozent für Grafik, Malerei und Zeichnung ernannt wurde. Keine vernachlässigbare Tatsache ist auch die Wahrnehmung des Dienstes gegenüber seiner Stadt.  


Porträt und Selbstporträt 

Im Mittelpunkt des Interesses des Autors war nicht das Bildnis und Selbstbildnis, das heißt die genaue Ähnlichkeit des menschliches Gesichts und folglich etwas, was sein Schaffen beherrschen würde. Nichtsdestoweniger gibt es viele Porträts und auch Selbstporträts, die er während seines langen künstlerischen Lebens erschuf. Er porträtierte hauptsächlich diejenigen, zu denen er eine persönliche Beziehung hatte, nämlich Familienmitglieder und enge Freunde. Eine wichtige Rolle spielten in seinem Werk auch die so genannten fiktiven Bildnisse, in denen er mittels menschlicher Gesichter bestimmte Stimmungen symbolisierte, ohne Zweifel auch ein gewisses Schönheitsideal, unabhängig davon, ob es sich um Liebespaare oder liebliche Mädchengesichter handelte. Die Ausnahme davon ist gewissermaßen das offizielle Porträt des ersten Rektors der wieder eröffneten Palacky-Universität, des Philosophen J. L. Fischer. Das Selbstbildnis, ein sehr häufiges Sujet, bedeutet für die Mehrheit von Künstlern, und auch für Aljo Beran, eine gewisse Sondierung des eigenen Selbst. Ein gewisses Nachdenken nicht nur über das eigene Erscheinungsbild, sondern auch über die allgemeine Persönlichkeitsveränderung. Dies bestätigen sehr anschaulich zwei Selbstporträts, die er in einer Zeitspanne von über 50 Jahren schuf. Das Selbstportät aus dem Jahr 1937 wurde leider entwendet. 


Paare in allen Formen

Das Thema Paare lag Aljo Beran im gesamten Verlauf seines Schaffens sehr nahe, in bestimmten Zeitabschnitten war es sogar dominant. Die Breite dieses Sujets erlaubt dem Maler eine sehr mannigfaltige Herangehensweise, von romantischer Betrachtungsweise von Liebenden mit offener Sicht in die Zukunft bis hin zu melancholischer, geheimnisvoller Betrachtung, die durch die Verschlossenheit der Liebespaare in ihrem einzigartigen Raum ausgedrückt wird. Das Thema bietet auch viele Möglichkeiten für die technische Behandlung. So finden wir im Werk Berans Darstellungen von Paaren, die unter anderem mit Temperafarbe, Öl, Monotypie, sehr oft auch in Form unterschiedlicher Techniken wie Lithographie, Kaltnadelradierung und ähnlichem bearbeitet sind. Neben Techniken änderte er auch das Maß der Stilisierung der Figuren selbst. Im Laufe des langjährigen Schaffens A. Berans haben wir also die Möglichkeit, den unterschiedlichsten Formen dieses Themas zu begegnen. 


Reisen 

Reisen bedeuteten für den Künstler nicht nur fremde Länder und deren künstlerische Bearbeitung kennen zu lernen, sondern immer wieder die Werte der einheimischen Umgebung, vor allem von Olmütz zu überprüfen. Er bereiste fast ganz Europa und interessierte sich sowohl für die Landschaft als auch für die Architektur und Sehenswürdigkeiten. In seiner Jugend notierte er sich sorgfältig, in kleinen gezeichneten Vermerken, das Wesentliche, das, was sein Interesse weckte. Später brachte er in seinem Gedächtnis das Wesentliche, eine gewisse Essenz seiner Erlebnisse mit. Die Themenspanne ist sehr breit und fast grenzenlos. Lebenslang bezauberte ihn das Meer, und zwar das Meer in allen seinen Erscheinungsformen. Von der ruhigen Adria über das Schwarze Meer in der Nähe von Sewastopol und das dramatische Rügen bis hin zum stürmischen Atlantik der Bretagne. Es gibt aber auch Interesse für antike Sehenswürdigkeiten des alten Roms und der Renaissance in Florenz.


Landschaft 

Bei Aljo Beran gab es nicht eine Landschaft, eine Form der Landschaft, der er sich lebenslang gewidmet hätte. Ihn entzückte stets etwas Neues, Einzigartiges in der Gegend, die er besuchte. Freilich wirkte auf ihn das Umland von Olmütz, das Gebiet Hanna (auf tschechisch Haná) mit dem Wahrzeichen des Heiligenbergs (Svatý Kopeček) und den ersten Erhebungen des Altvatergebirges (Hrubý Jeseník), wo er in seinem Bauernhaus regelmäßig Urlaub verbrachte. Vornehmlich hier stellte ein Strauß der gewöhnlichsten Feldblumen die Natur für ihn dar. Lebenslang lockten ihn allerdings stets die Seegegenden an. Es freute ihn, deren unterschiedlichen Formen zu vergleichen. In der Jugend war es der Atlantik in der Bretagne und die Adria auf der Korčula, später dann das Schwarze Meer und die Ostsee. Es war besonders die Romantik der Häfen, Fischernetze und ferner Horizonte, die ihn anzog. Es handelte sich um einen gewissen Kontrast zu der flachen Hanna beziehungsweise zu der dramatischen Kleinen Fatra (Malá Fatra). 


Skizze

Die Skizze, die zeichnerische Aufzeichnung, war für Aljo Beran kein fertiges Werk. Er hat sie auch nie öffentlich gezeigt. Für ihn stellte sie eine gewisse Intimsphäre dar, in der er seine Ideen, aus der thematischen Sicht als auch manchmal aus der formalen, kompositorischen, sogar auch technischen, zu entdecken und zu bestätigen suchte. So zum Beispiel bei der Arbeit an Monotypen gab es eigentlich immer mehrere vorläufige Ausführungen als Skizze bzw. Zeichnung. Eine Serie von Skizzen kündigte dann auf gewisse Weise die Endform des Kunstwerkes an. Erst nach dem Tod des Künstlers wurden einige dieser Zeichnungen der Öffentlichkeit vorgestellt, wobei ihre Veröffentlichung auf die hervorragende zeichnerische Fertigkeit des Autors wies. 


EXLIBRIS

Aljo Beran griff während seines Lebens oft auf Exlibris zurück, bei deren Schaffung er hauptsächlich die Techniken der Lithographie, des Linolschnitts und der Kaltnadelradierung verwendete. Beran betrachtete Exlibris nicht nur als eine bildkünstlerische Aufgabe, er befasste sich dabei vor allem mit der Frage der Persönlichkeit des konkreten Bucheigners als Menschen. Bei der Arbeit verließ er sich dann nicht auf das oberflächliche "Schönaussehen" mit bloßer Nennung des Bucheignernamens. In den Themen wird ein tieferes Verstehen der bestimmten Persönlichkeit mit den Attributen einer konkreten Lebensgeschichte dargestellt. Bei den Exlibris Berans finden wir Ansätze von Porträts, heraldischen Berufssymbolen und Interessen sowie nicht zuletzt auch Andeutung der entsprechenden Lebensgeschichte, zum Beispiel ein Kahn, der in den Wellen eines stürmischen Meeres schlingert.    


Neujahrskarten und angewandte Kunst  

Das angewandte Schaffen war ein logischer Bestandteil der kunstbildenden Ausdrucksweise des Autors. Es waren nicht nur die Exlibris, denen er sich widmete, und mit denen er dank seiner einmaligen Vorgehensweise sich unter die wichtigsten europäischen Autoren eingegliedert hat. Es handelt sich auch um Neujahrskarten, verschiedene Adressen, Bekanntmachungen und weitere unterschiedlichste Formen angewandter Grafik. Für die wiedereröffnete Palacky-Universität kreierte er 1949 das Logo in mehreren offiziellen Ausführungen, das immer noch verwendet wird. Für die Stadt Olmütz war es die erste Briefmarke im Mai 1945 in der befreiten Heimat. Er illustrierte und h bearbeitete grafisch viele Bücher, hauptsächlich im Verlag seines Bruders Čeněk Beran. Er gestaltete auch monumentale bunte Glasmalereien, die verschiedene Kommunikationsformen symbolisierten.  

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